Rechtzeitig vor den Haupt-Fährtagen der 28. Saison hat „Marie Hoffmann“ einen Ehrenplatz in Otersen erhalten. Nein – nicht Marie Hoffmann, die letzte Fährfrau, die in den beiden ersten Nachkriegs-Jahrzehnten das Fährboot über die Aller ruderte, sondern das Dielenboot aus Eichenholz, das 1997 als 1. Solar-Allerfähre von Taufpatin Irmgard Rieck auf den Namen ihrer Mutter Marie getauft wurde. Am Himmelfahrtstag – Donnerstag, 9. Mai werden wieder viele hundert Radwanderer am neuen Ehrenplatz von Marie vorbeiradeln.
„Am 2. Haupttag der noch jungen Saison 2024 haben wir uns wieder auf viele Gäste vorbereitet“, freuen sich die Fährleute. Von 10 bis 18 Uhr sind die Fährleute auf der schwimmenden Brücke zwischen Otersen und Westen aktiv. Am Allerstrand auf der Fährwiese Otersen wird mit Bier vom Fass, Erfrischungsgetränken, einem Imbisswagen und der Holiday-Cocktailbar von Henning Rohde für das leibliche Wohl der Fährgäste gesorgt. In den zurückliegenden fast drei Jahrzehnten Fährgeschichte hat sich der „Vatertag“ an der Fährstelle stark verändert. Früher radel-ten überwiegend reine Männer-Gruppen zur Solar-Allerfähre und querten den Fluss. Seit vielen Jahren sind ebenso viele Familien und auch reine Damen-Teams am „Vatertag“ an und auf der Fähre anzu-treffen. Während es für die Männer vorzugsweise Bier vom Fass gibt, halten die Fährleute für die Damen auch Sekt in Piccolo-Flaschen bereit. Natürlich auch am Muttertag, am Sonntag, 12. Mai.
Marie Hoffmann hätte wohl ihre helle Freude, würde sie die vielen zufriedenen Menschen mit ihren Fahrrädern auf der Allerfähre noch erleben können. Nach dem Abriss des alten Fährhauses etwa 100 m vor der Fährstelle Mitte der 1960er Jahre wurde der Fährbetrieb 1967 endgültig eingestellt. Niemand konnte es damals ahnen, das 30 Jahre später, am 1. Mai 1997 die Wiederinbetriebnahme der Allerfähre mit modernster, umweltfreundlicher Antriebstechnik gefeiert wurde – mit über 1.000 Fährgästen gleich am allerersten Fährtag.
Der Heimat- & Fährverein hatte zuvor mit Unterstützung des Deutschen Schiffahrtsmuseums Bremerhaven ein für Aller und Weser landschafts-typisches Dielenboot in Bremen-Vegesack bauen lassen – allerdings ausgelegt auf jährlich 3.000 Fährgäste. Die Fährleute auf der Aller waren damals „Pioniere“ und konnten nicht ahnen, welchen Boom die Sanfte Erholung und der Fahrrad-Tourismus nehmen würden. Jedenfalls erwies sich das Dielenboot für die Personenbeförderung als geeignet – war aber unpraktisch für die Beförderung so vieler Fahrräder. Deshalb wurde schon bald eine größere Allerfähre in Prahm-Form mit vorderer Bugklappe in Dienst gestellt, die später für mehrere neue Fährstellen an der Weser in Nordrhein-Westfalen und auch an der Eider in Dithmarschen nachgebaut.
Auch zu Ehren von Marie Hoffmann und ihrer Familie, die mit Irmgard Rieck und Tochter Susanne zwei Taufpatinnen stellte, hat das 6 Meter lange Dielenboot jetzt einen besonderen Ehrenplatz erhalten. An der Fährstraße in Otersen, der Zufahrt zur meist-genutzten Solarfähre an einem Binnenfluss in Niedersachsen. Über die Fährhistorie der Aller-fähre, die es schon im 16. Jahrhundert gab, wird auf der Internetseite http://www.solar-allerfaehre.de/faehrhistorie-seit-16-jh/ berichtet.